Notre-Dame de la Garde "Die Gute Mutter", eine Symbolfigur der Stadt, wacht über die Seeleute, Fischer und alle Marseiller.
Der Hügel "La Garde" (154 m), was nichts anderes als "die Wache" heißt, diente schon immer als Beobachtungsposten.
Die Legende will, dass der Ausguck schon seit vorgeschichtlicher Zeit genutzt wird, mit Sicherheit jedoch seit der Römerzeit. Im 15. Jahrhundert wurde "La Garde" gemäß eines Erlasses von Karl II von Anjou in die Liste der Wachposten aufgenommen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Überwachungssystem perfektioniert, und der Wachposten auf dem Hügel "La Garde" blieb bis ins Jahr 1978 in Betrieb.Um Marseille vor der vom Konnetabel von Bourbon angeführten Armee Karls V. zu beschützen, ließ Franz I. 1524 ein Festung auf dem Hügel erbauen. Gemeinsam mit dem vor dem Hafen gelegenen Château d'If sollte es der Verteidigung der Küste dienen, an der es Marseille bis dahin gemangelt hatte. Die Festung ist bis in unsere Zeit noch präsent. Auf den Grundmauern wurde die Basilika von Notre Dame de la Garde errichtet, und über dem Nordportal findet man noch heute das Signum des Königs: einen Salamander.
Mit dem 1852 begonnen Bau der Basilika wurde der Hügel "La Garde" nicht nur zu einem sakralen Symbol, sondern auch zu einem Wahrzeichen der Stadt. Die unverkennbare Silhouette der Kirche prägt das Stadtbild von Marseille.
Die Basilika ist jedoch nicht die erste Kirche, die an diesem Ort errichtet wurde. Die erste wurde 1214 von einem Eremiten, Maître Pierre, erbaut, dessen Wunsch von der Abtei Saint Victor stattgegeben wurde, zu deren Ländereien der Hügel damals gehörte. Ab dem 16. Jahrhundert wurde die Kirche nach und nach zu einem Wallfahrtsort der Seeleute. Aus dieser Epoche stammen auch die ersten Votivgaben.
Von da an erfüllt der "La Garde" also drei Bestimmungen: Wachposten, militärischer Stützpunkt sowie Wallfahrtsort und Kirche. Die heilige Stätte erweist sich Mitte des 19. Jahrhunderts der ständig steigenden Anzahl von Wallfahrern nicht mehr gewachsen, so dass der Bischof de Mazenod beschließt, eine größere Basilika zu bauen. Der Grundstein dieser Basilika wurde am 11. September 1853 gelegt. Der Architekt Espérandieu ist für die Arbeiten an dem Bau verantwortlich. Am 5. Juni 1864 wird die Kirche schließlich geweiht.
Die Basilika wurde im römisch-byzantinischen Stil erbaut, der sich durch Kuppeln, mehrfarbiges Mauerwerk, Mosaike und Goldverzierungen auszeichnet. Die Basilika ist ein typisches Beispiel für die während der Zeit Napoléons III. errichteten großen Bauwerke. Das Bauwerk besteht eigentlich aus zwei Kirchen: einer im unteren Teil liegenden Krypta, in deren Gewölbe sich ein mehrfarbiges Kreuz aus der Kirche des 16. Jh. befindet, sowie eine von Carpeaux geschaffene "Mater Dolorosa" aus Marmor und der im oberen Teil befindlichen Basilika, der heiligen Jungfrau geweihten Stätte (Wallfahrtsfeier am 15. August), die aufgrund der reichen Verzierungen mit Mosaiken, Gold und farbigem Marmor an einen Reliquienschrein erinnert. Bemerkenswert sind u. a.: die Bronzetüren und der Hochaltar des Architekten Revoil entworfen, der an den Plänen der Basilika mitgearbeitet hat. Eine Silberstatue der heiligen Jungfrau von Chanuel, sowie ein Flachrelief der Verkündigung, ein florentinisches Kunstwerk aus dem 16. Jahrhundert.
Die zahlreichen Votivtafeln und andere Gaben, selbstredende Zeugen des Volksglaubens an die "Gute Mutter" (Bonne Mère) aller Marseiller, ganz egal welcher Konfession, sind an den Wänden der Kirche und zwischen den Säulen des Kirchenschiffs aufgehängt, und stellen nicht nur eine eigene Sammlung naiver Kunst dar, sondern sind auch gleichzeitig eine interessante Chronik des Marseiller Lebens. Auf dem Glockenturm befindet sich eine monumental Statue der heiligen Jungfrau aus vergoldeter Bronze, die vom Bildhauer Lequesne kreiert wurde, und in den Ateliers Christofle vergoldet wurde. Sie wurde im September 1870 aufgestellt.
Von der vor der Kirche liegenden Esplanade aus hat man einen atemberaubenden Blick über ganz Marseille und seine Umgebung.
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